Die Architektur der Sternwarte auf Gut Bothkamp von 1869

Wahrscheinlich gab es ›schon immer‹ Menschen, die sich für den Himmel interessierten und die Sterne beobachteten. Die ständige Weiterentwicklung der Teleskope führte nicht nur zu immer neuen Nutzungsmöglichkeiten der Sterne, sondern auch zur Anfälligkeit der Instrumente für Beschädigungen und schlechte Bilder. Daher wurden massive und nützliche Standorte benötigt. 1869 baute der Kammerherr Friedrich Gustav von Bülow - der selbst kein Astronom war - am Rande seines Guts im norddeutschen Bothkamp eine Privatsternwarte, umgeben von Wasser und freiem Himmel auf einer aufgeschütteten Landzunge. Nicht nur der Standort oder das größte Teleskop Europas waren ungewöhnlich, sondern auch das Aussehen und die Architektur der Sternwarte. Es war eine Rotunde mit einer hohlen Säule in der Mitte, auf der das Teleskop stand, umgeben von acht Räumen gleicher Größe. Das Gebäude hatte einen gotisch anmutenden Eingang, eine begehbare Terrasse mit Balustrade im Erdgeschoss und ein drehbares Kegeldach im Obergeschoss, das durch eine längliche Klappe geöffnet werden konnte. Bothkamp war eine der wenigen privaten Sternwarten, die im Allgemeinen wenig architektonisch gestaltet waren. Da ihr die typische Kuppel oder zumindest ein Turm fehlte, sah sie trotzdem anders aus. Obwohl Norddeutschland zur Zeit des Baus preußisch geworden war, entspricht das Aussehen der Sternwarte keineswegs der Berliner Schule. Hinzu kamen die ungewöhnliche Nutzung als Mehrzweckgebäude und die repräsentative Innengestaltung. Da die astronomische Forschung in Bothkamp mit dem Ersten Weltkrieg endete und das Gebäude in den 1930er Jahren abgerissen wurde, stellt der Artikel die Sternwarte anhand alter Ansichten und Rekonstruktionen vor und ordnet sie in die Reihe zeitgenössischer Sternwarten und anderer Gebäude ein.

Probably ›always‹ were people interested in the sky and watched the stars. The continuous progress of telescopes not only led to ever-changing uses of the stars, but also the instrument’s susceptibility to damage and bad pictures. Therefore, massive and useful locations were needed. In 1869 the Chamberlain Friedrich Gustav von Bülow – who wasn’t an astronomer himself – built on his estate’s edge in Bothkamp, Northern Germany, a private observatory, surrounded by water and open sky on a filled headland. Not only the location or it housing Europe’s biggest telescope were kind of unusual, but the observatory’s appearance and architecture. It was a rotunda with a hollow column in the middle on which the telescope stood, surrounded by eight rooms same size. The building had a gothic looking entrance, a walkable terrace with balustrade on the ground floor and a rotatable cone-type roof on the upper floor, which could be opened by an elongated flap. Bothkamp was one of just a few private observatories, which generally had little architectural design. Since it lacked the typical dome or at least a tower, it looked different anyway. Although Northern Germany had become Prussian at the time of building, the observatory’s appearance doesn’t correspond to the Berlin School at all. Additionally, there was the uncommon use as a multi-purpose building and the representative interior design. Since the astronomical research in Bothkamp ended with World War I and the building was pulled down in the 1930s, the article presents the observatory based on old views and reconstructions and classifies it within contemporary observatories and other buildings.

Logo NE

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:


CC BY-SA 4.0

Bitte beachten Sie, dass einzelne Bestandteile der Publikation anderweitigen Lizenz- bzw. urheberrechtlichen Bedingungen unterliegen können.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.